Angst vs Ich

Diesen Beitrag hab ich schon vor einer ganzen Weile geschrieben. Doch beim Schreiben holten mich meine Gedanken ein und ein anderes Thema hat so viel Raum in meinem Kopf gebraucht, dass sich dieser Beitrag im Gedankensalat verloren hat.

Heute geht’s um Ängste, um Sicherheit und um Mut. Und dass man sich mit seinen Ängsten, und nicht nur denen, oft selbst im Weg steht.

Ich kann euch nicht sagen, wie oft ich in den letzten Monaten gehört habe: Ich beneide euch! Ich würde ja auch so gerne, aber…. und auch immer wieder : Ich bewundere euch für euren Mut!

Und jedesmal stell ich mir die Frage: Bin ich denn überhaupt mutiger als Andere? Hab ich weniger Angst? Oder: Hab ich mehr Glück?

Die Antwort ist eindeutig: Nein!

Ich bin eigentlich nicht ängstlich. Nicht von Natur aus. Wenn ich so an meine Kindheit zurückdenke, kann ich euch versichern, dass mir jegliches „Vitamin S“, das Empfinden für und Bedürfniss nach Sicherheit fehlte. Ich war ein Kamikaze-Kid. Vor nichts Angst, keine Herausforderung war zu groß, und nachgedacht hab ich in der Regel erst, wenn es in die Hose ging.

Wenn ich dagegen auf die letzten Jahre zurückblicke, stelle ich fest, dass mein Leben geprägt war von Ängsten, vor allem Möglichen.

Angst vor der Zukunft, Verlustängste, Angst vor mir selbst, Angst, etwas falsch zu machen, Angst, etwas falsches zu sagen, Angst, nicht verstanden zu werden, Angst, nicht gemocht zu werden und vermutlich könnte ich diese Reihe noch ein gutes Stück lang fortsetzen.

Wer kennt sie nicht, seine ganz persönlichen Dämonen, die einem davon abhalten, das zu tun, wonach das Herz sich sehnt? Die einem Worte nicht sprechen lassen, die man gerne sagen würde? Die einem Dinge tun lassen, die man eigentlich nich möchte, die aber „Vernünftiger“ sind?

Ich frage mich, was ist in der Zwischenzeit passiert? Wie konnte aus der Unbeschwertheit und Angstfreiheit der Kindheit ein Mensch werden, der sich von seinen Ängsten hat bestimmen lassen? Wie konnte ein Kind, dass gar kein Bedürfnis nach scheinbarer Sicherheit hatte, als Erwachsener so viel davon haben?

Aber eigentlich sollte es niemand wundern…  wir werden auf Ängstlichkeit und Sicherheitsbedürfniss getrimmt, unser ganzes Leben lang.

Pass auf! Tu das nicht, Du verletzt dich! Sei immer schön angepasst, sonst haben dich Mama, Papa, Oma und sämtliche Freunde nicht mehr lieb! Sieh zu, dass du immer fleißig bist, damit du im Leben was erreichst! Im Leben bekommt man nichts geschenkt! Geh bloß kein zu hohes Risiko ein, bleib immer brav dort, wo sich Netz und doppelter Boden befinden…. Blablaendlosbla.

Die ewige Litanei der Menschen, zu denen du als Kind aufschaust, gepaart mit den Momenten im Leben, in denen man wagt und trotzdem nicht gewinnt, können schon mutlos machen.

Wen wundert es, dass man da Selbstvertrauen verliert? Dass aus unbeschwerten, angstfreien Kinderseelen, ängstliche Erwachsene werden, die nur noch der vorgetretenen Spur  folgen und eifrig bemüht sind, nicht doch versehentlich mal nach links oder rechts auf den unbefestigten Weg zu treten?

Sicherheit, wurde zu einem der höchsten und erstrebenswertesten Güter unseres Erwachsenenalter und genau das wird uns praktisch  schon mit der Säuglingsmilch eingetrichtert. Und je mehr das Umfeld unseren Sinn für und Wunsch nach Sicherheit stärkt, umso schneller wachsen die Ängste, eben diese Sicherheit aus welchen Gründen auch immer zu verlieren.

Und dann steht man da, als erwachsener Mensch, eifrig bemüht seinem Leben das Netz und den doppelten Boden zu erschaffen, die ihm gebühren.

Und doch steht man auch da und betrachtet wehmütig die Menschen, die diese Ängste, dieses Sicherheitsbedürfnisse anscheinend nicht haben. Die frei und unbeschwert durchs Leben gehen, die neben deinem vorgetrampelten Pfad herlaufen und dir fröhlich zuwinken. und man fragt sich: warum können die, und nicht ich?

Die können, weil sie verstanden haben, dass Angst zwar überlebensnotwendig ist, denn inzwischen sind wir ja keine unbeschwerten Kinder mehr, aber die auch wissen, dass man sich von seinen Ängsten nicht bestimmen lassen soll. Nicht leiten lassen soll. Und die vor allem wissen, dass die ach so erstrebenswerte Sicherheit gar keine ist.

Sie selbst bleiben aber auf ihrem Pfad, rennen einer Sicherheit hinterher, die weder vorhanden noch notwendig ist, aus Angst, es könnte etwas passieren, dem sie nicht gewachsen sind. Es kann immer was passieren. Dagegen gibt es keine Versicherung. Es kann aber auch immer was gutes passieren, nur das findet man das eher selten auf seinem ausgetrampelten, kleinen Pfad.

Nein, ich war weder besonders mutig, noch frei von Ängsten. Aber ich habe aufgehört, an eine nicht vorhandene Sicherheit zu glauben, hab einen Fuß außerhalb des Trampelpfades gesetzt und festgestellt, dass der Boden dort weich ist. Holpriger, als im Pfad, aber viel weicher. Ich hab mich getraut, ein Stück weit neben dem Pfad herzulaufen. Ich bin über die Unebenheiten im Boden gestolpert und gefallen. Aber ich bin weich gefallen.

Es ist gar nicht so, dass man sich gleich das Genick  bricht, wenn man mal nicht aufgepasst hat, oder angepasst war. Gelegentlich haut man sich einen Zeh am Stein an, oder wenns ganz schlimm kommt, gibt’s beim fallen einen verstauchten Knöchel. Aber dafür läuft man über Blumenwiesen, über Strand, am Meer entlang, sieht Sonne, Licht und bunte Farben.

All das, was sonst vom Netz und doppelten Boden, der den Sicherheitspfad schützt, verdeckt geblieben wäre….

Es ist aber auch nicht so, dass man automatisch angstfrei wird, wenn man den Tramelpfad verlässt. Die Ängste sind immer noch da. Alle. Nicht weniger stark, als früher.(Und mir meine grade bewusster, denn je). Aber. Sie halten mich nicht mehr davon ab, meine Träume Leben zu wollen. Und nicht nur zu wollen.

 

 

 

 

Wünsche und Glück

Es war eine Weile still hier. Also nicht wirklich. Ich hab viel geschrieben, allerdings nichts öffentlichkeitstaugliches, daher ist alles passwortgeschützt. Ich hab ein wenig aufgeräumt. Mit mir, mit meinem Leben. Mit der Vergangenheit. Mit alten Wunden. Wirklich guten Freunden geb ich das Passwort vielleicht. Wenn sie lieb fragen und ich mir sicher bin, dass es ihr Weltbild nicht komplett zerstört. Es ist mein Leben. Mit all seinen Schrecken. Ungeschönt. Nicht schön. Aber ehrlich. Ich schäme mich ein bisschen… aber, ich hab festgestellt, reden hilft :p

Ich bin beim Schreiben mal wieder durch eine Gefühlsachterbahn gelaufen und war abwechselnd in der Hölle und im siebten Himmel. Alles was ich aufgeschrieben habe, hab ich beim Schreiben nochmal durchlebt. Jedes einzelne Gefühl war wieder da. So sehr wie ich es mag ein Gefühlsmensch zu sein, so sehr hasse ich aber auch diese Gefühls-Schwankungen. Es zerrt an mir, wenn es ungebremst von ganz oben nach ganz unten geht und wieder zurück. Zum Glück waren da zwei Menschen, die ich mit meinem Gefühlschaos und dem Gedankensalat nerven durfte und die beim Sortieren geholfen haben. Freunde sind was feines! Ich danke euch ?

Aber egal, das ist ein anderes Thema, da komm ich bei Gelegenheit nochmal drauf zurück.

Was nach der Achterbahn aus Gefühlen geblieben ist, sind viele Erkenntnisse. Über mich. Über Menschen. Und über Wünsche.

Und darüber möchte ich heute schreiben.

Ich denke schon länger darüber nach und hab neulich bei Facebook eine Frage gestellt:

„Was wäre, wenn wir uns unsere Realität so malen könnten, wie wir wollten? Wenn alles was wir wünschen, was wir glauben zu brauchen, plötzlich einfach da wäre? Wäre es die totale Erfüllung oder das Ende aller Träume?“

Ich kann euch versichern, es ist nicht das Ende aller Träume. Aber es ist auch nicht die totale Erfüllung. Denn…. Eigentlich hab ich alles. Vor einem Jahr hätte ich das, was ich heute habe, für die absolute Erfüllung gehalten. Nein, ich rede gerade nicht vom Leben auf Fuerte. Da bin ich ja eher reingerutscht als alles andere… Es geht eher um Träume, um Inneres, um Gefühltes.

Und durch das Schreiben neulich ist mir erst bewusst geworden, dass da noch einige Wünsche offen sind. Neu zum Leben erweckt, weil die, die ich vorher so dringend gewünscht habe, die, die oberste Priorität hatten, nun tatsächlich Realität sind.

Also wie ich vermutete… Wünsche sind organisch. Und auch wenn man sich alle momentanen Wünsche, egal welcher Art, erfüllen würde, wäre das Leben danach nicht stumpf und tröge, sondern die Wünsche entwickeln sich weiter. Ebenso wie die Persönlichkeit, die sich schon ändert, wenn ein Herzenswunsch wahr wird.

Wenn sich Wünsche aber ins Bewusstsein graben, erst dann, wenn die Prioritätswünsche erfüllt sind… woher wissen wir immer so genau, was wir uns wünschen? Und wenn wir es dann haben? Wollen wir es überhaupt noch? Es gibt so einen schönen Spruch… sei vorsichtig mit dem was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen :p nein, so ist es bei mir nicht. Ich bin froh und dankbar, für das, was ich habe. Aber ich hab festgestellt, dass mein Herzenswunsch so groß war, dass alles andere davon verschüttet und verdunkelt wurde.

Ich finde das Thema einigermaßen kompliziert. (Ich hoffe, ich bin nicht die einzige, die über sowas nachdenkt…)

Gestern war ja wieder so ein „Wunschtag“. Midsommer. Man darf seine Wünsche auf kleine Zettel schreiben, diese zusammenrollen, in große Pinienzapfen stecken. Die Pinienzapfen werden verbrannt und die Wünsche mit dem Feuer ans Universum übergeben.

Ich hatte zwei Pinienzapfen. Einen hab ich mit meinen Wünschen gefüllt, den anderen mit den Wünschen von Freunden, die mir ihre (verschlüsselt, ich darf und will sie gar nicht alle kennen :p) geschickt haben und die ich auf Zettel übertragen habe.

Ich hoffe, ihr habt Eure Wünsche klug gewählt, so dass, wenn sie in Erfüllung gehen, ihr auch froh darüber seid. ❤️

Meine ans Universum geschickten Wünsche, und ich hab ganz oft die Gelegenheit mir etwas zu wünschen, sind alle ausnahmslos in Erfüllung gegangen.

Nein, ich glaube nicht an Spuk. Aber ich glaube daran, wenn man sich seiner Wünsche bewusst wird, tut man bewusst und unbewusst sehr viel dafür, dass sie in Erfüllung gehen.  Und dann wird man glücklich. Denn Glück ist hausgemacht.

also wünscht, was das Zeug hält! Und dann steht auf und tut etwas dafür, dass sich eure Wünsche erfüllen.

Wunder geschehen nicht auf der Couch (frei nach Stone Sour, „miracles don’t happen here“)