Die Festplatte „Gehirn“

Ich bin ja grade einigermassen froh, dass ich durch das digitale Medien Studium wenigstens ein bisschen Ahnung von den 1 und 0 auf digitalen Speichermedien habe. So war ich einigermassen beruhigt, als die Autorin des Buches „Das Kind in dir muss Heimat finden“ ganz zu Anfang schrieb, dass unser Gehirn im Prinzip wie eine Festplatte funktioniert, auf der Daten ebenso gespeichert, wie gelöscht und überschrieben werden können.

Computer? Die versteh ich.

Und als ob ich nicht schon gefühlte 342 mal darüber sinniert hätte, dass ich meinen Kopf am liebsten umprogrammieren wollte.

Aber.. was mein Verstand in der Theorie längst wusste, konnte mein Herz in manchen Situationen einfach nicht unsetzen.

Es ist ja auch der gebeutelte Teil meines Ichs, der mit den Narben. Ewig hab ich darüber nachgedacht, im Internet recherchiert und bin zwar auf allerhand interessante Ansätze gestossen, ich merkte aber bei jedem, er bringt mich nicht weiter. Alles zielte immer darauf ab, dem verstand die IST-Situation zu verdeutlichen oder diesen in die gewünschte SOLL-Situation zu transportieren.

Aber mein Verstand war nicht das Problem. Ich weiss längst, wer ich bin, wie ich ticke und auch warum.  Aber….Mein Herz wollte meinem Kopf nicht so recht glauben und entwickelte von Zeit zu Zeit ein dezent irrationales Eigenleben.

In meinem letzten Beitrag fragte ich schliesslich nach Euren Strategien, um dem Herz einen imaginären Maulkorb zu verpassen.

Nun.. es brauchte weder einen Maulkorb, noch eine feuerfeste Tür, hinter der man es einschliessen kann. Was für eine alberne Vorstellung auch, mein Herz hinter einer Tür zu verstecken. ? Aber gut, auch aus Schnappsideen entsteht bisweilen etwas Gutes.

In dem Falle etwas sehr Gutes. Ich bekam den entscheidenden Hinweis auf oben genanntes Buch (Danke Astrid) und die gedankliche Kurve dazu, dass mein gebrochenes Herz nicht alleine aus den letzten 15 Jahren rührt, sondern dass es sich schon viel länger mit nicht verheilten Wunden durchs Leben schleift. Seit meiner Kindheit. Im Grunde nichts Neues für mich. Durch diese Vergangenheitsbewältigung bin ich vor 8 Jahren durch. Ich glaubte allerdings, das alles verarbeitet zu haben.

Mein Verstand hatte das auch. Mein Herz nicht.

Durch das Buch hab ich erfahren, dass mein Erwachsenen-Ich die Situationen zwar prima analysiert und verstandesmässig verarbeitet hatte, aber mein kindliches Ich noch immer unter der damaligen Situation leidet und in gewissen Situationen heute daher mein Handeln übernimmt.

Ich hatte es wohl nie ganz überwunden. Und die Geschichte der letzten Jahre hat die kaum verheilten Wunden wieder aufgerissen.

Es ist also völlig überflüssig, mein Herz einzumauern. Ich hab in dem Buch endlich einen Weg gefunden, wie ich es reparieren kann.

Es wird sicher noch eine Weile dauern, bis der Prozess abgeschlossen ist.

Aber durch die Trennung vom Erwachsenen-Ich und dem kindlichen Ich, ist es zuerst möglich die brisanten Situationen mit Abstand zu betrachten und den kindlichen Anteil daran zu erkennen. Die kindliche Wahrnehmung der Wahrheit ist nämlich nichts weiter, als ein Komposium aus Erlebnissen und Erfahrungen, die unsere Wahrnehmung prägen. Wir nehmen uns und unsere Umgebung schlichtweg so wahr, wie wir es durch frühkindliche Prägungen (oder auch überschrieben durch spätere, wiederkehrende Erfahrungen) erlernt haben. So entsteht unsere ganz eigene Wahrnehmung der Realität. Gespeichert auf der Festplatte „Gehirn“. Eine mentale Datenautobahn, die immer automatisch abgerufen wird, wenn das kindliche Ich sich einem Trigger ausgesetzt fühlt.

Gerät man nun als Erwachsener in eine Situation, die das kindliche Ich triggert, übernimmt dieses die Handlung und spult die erlernte Wahrnehmung als Realität auf seiner Datenautobahn ab. Ist man sich dessen nicht bewusst, übernimmt das Kind komplett die Handlungen und agiert oft eben kindlich irrational.

Das passierte mir nicht mehr.

Meine Verstandesebene hatte das alles ja schon erfasst, analysiert und verarbeitet. So kam es, dass mein inneres Kind in den prekären Situationen zwar nicht (mehr) komplett die Handlungen übernahm, ich aber in einen inneren Zwiespalt geriet, hin und hergerissen zwischen Verstand und verletztem Herz, der einen unglaublichen Hirnfick mit mir veranstaltet hat und ich mich einem Druck ausgesetzt fühlte, dem ich nicht mehr Herr wurde.

Alleine schon dieses Wissen hat eine enorme Veränderung in mir ausgelöst.
Logik hat mich schon immer fasziniert, das klingt alles sehr logisch und mit dem Wissen, was in mir vorgeht, kann ich die Puzzelteilchen, die ich mir in der Vergangenheit erarbeitet habe, nun endlich auch zusammensetzen. Zu wissen, warum man wie tickt, und warum man manchmal Dinge tut, die man weder will, noch logisch betrachtet für gut erachtet, hilft schon enorm, um sein Handeln und auch sein Fühlen steuern zu können.

Aber es kommt noch besser.

Mit ganz simplen Übungen kann man die Daten auf der Festplatte Gehirn ebenso umschreiben, bzw überschreibcn, wie auf der eines Computers.

Es ist tatsächlich möglich, sich seine eigene Wahrnehmung von sich und der Welt so zu gestalten, wie auch immer man das möchte. Bunt und farbenfroh. Man kann die emotionalen Datenautobahnen, das emotionale Gedächtnis, überschreiben und so Verletzungen die aus der Vergangenheit rühren, wirklich heilen.

Ich bin mir sicher, damit könnte man auch viel Unsinn treiben ?

Es funktioniert nicht wie bei Windows, speichern mit einem Klick, und das Programm läuft, nein….nicht mit einem Mal, man muss mehrmals überschreiben. Man muss die neue Datenautobahn in guter alter Handarbeit erstellen. Zentimeter für Zentimer. Das dauert seine Zeit.

Die Meisten der Daten auf meiner Autobahn sind schon schön bunt und genauso, wie ich sie mir vorstelle. Ich hab in der Vergangenheit genau Das schon sehr oft und völlig intuitiv getan und somit schon viele der Verletzungen an meinem Herzen geheilt. Jetzt aber kann ich es bewusst steuern und auch noch den Rest des Drecks auf meinem Herzen weg fegen.

ready to rock life! 😛

….und das fühlt sich grade gut an…

Leicht. Frei. Und irgendwie in Ordung…. 😀 😀

 

2 thoughts on “Die Festplatte „Gehirn“

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